Das Wort für heute: Treibholz
22. September 2009
Treibholz, das.
Wir hatten gerade abgelegt, ein paar Segel schon oben, beschäftigt mit All-Hands-Manövern, als der Funkverkehr eines passierenden Containerriesen mithören ließ: „Wahrschau, Treibholz backbord querab. Pass auf, dass du es nicht in die Schraube bekommst!“
Was, wir Treibholz? Unsere stolze Amphitrite? Unser Dreimaster, 44 m Länge über alles! Einst, als sie noch Rennen segelte mit ihren 1300 Quadratmetern Segelfläche, dem weit übers Heck hinausragenden Baum am Großmast, einer der elegantesten Segler der nördlichen Hemisphäre! Von Beken of Cowes fotografiert! Unsere alte Lady aus Gosport – und wir mit ihr, Treibholz?
Helle Aufregung an Bord, Empörung, bis schließlich deutlich wurde: Nein, er hatte nicht uns gemeint, der Mann in der Brückennock, es schwamm wirklich ein mittlerer Balken als Treibholz durch den Rostocker Hafen. Aufatmen. Noch einmal davongekommen.
Denn: Wann überhaupt, wenn nicht in so einem Moment, wäre der Fehdehandschuh das Mittel der Wahl gewesen?
(Fotos: in die Clipper-Fotogallery eingestellt von Günther Benth)
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22. September 2009 at 16:42
Die nachträglichen schrecklichen Kabinenaufbauten sollte man schnellstens absägen und Treibholz daraus machen.
22. September 2009 at 16:45
Vor allem sollte man ihr den Rumpf wieder weiß malen.
Trotzdem: ganz schön gemein, Herr Kormoran.
22. September 2009 at 17:18
Ja, mit weißem Rumpf sieht man das Holz nicht so direkt, und Treibeisen wäre ein ganz neues Wort.
22. September 2009 at 21:02
Treibeisen? Das ist vermutlich das einzige Material, mit dem man (entsprechend angewärmt) im winterlichen Eismeer segeln kann. Oder irre ich mich, und es ist ein Küchengerät?
Jedenfalls: wunderschön, die Meeresgöttin. Jede Fehde wert.
Und aus Nostalgiegründen:
http://www.youtube.com/watch?v=mWUD_r6E4U8
22. September 2009 at 23:10
Liebt da etwa eine Segelschiffe?
22. September 2009 at 22:28
oh, WOW! Schööön! Neid! Staun! Auch will!
22. September 2009 at 23:14
Einfach anmelden, Jou, bei Clipper DJS. Die lassen auch noch andere schöne Schiffe segeln, aber erst wieder nach den Winterstürmen.
23. September 2009 at 23:25
Segeln immer nur, wenns schön warm ist. und ja, eines Tages … erfüll ich mir auch diesen Traum. Thanks4inspiration!
23. September 2009 at 14:41
Was für eine Pracht, noch immer, die Grand Old Lady …
24. September 2009 at 08:03
der bass der steyrerr tanzlmusi, wolfgang fuchs, http://www.youtube.com/watch?v=nInxAQW3hrA macht lampen und andere objekte aus treibholz aus der enns.. ja.
24. September 2009 at 11:31
Na hoffentlich greift er nicht in Ermangelung von Treibholz auf seinen Bass zurück, ’s wär schad um die schöne Musi.
24. September 2009 at 12:04
uman bass wärs schad‘, ja. aber in enns und steyr treibt genug treibholz jahreinjahraus um drei&viermaster von amphitritischer höhe zu bauen..
24. September 2009 at 08:33
Ganz ehrlich: ich finde den über 120 Jahre alten Segler wesentlich schöner, geradezu majestätisch. Der Moderne sieht nur „stylisch“ aus. Aber ich hab ja auch keine Ahnung.
24. September 2009 at 11:33
Schöner find ich sie auch als Jugendliche, da gibt’s kein Vertun, aber ihre Segel bergen möcht ich nicht unbedingt.
24. September 2009 at 13:38
Eine ganz eigene Qualität haben Deine Tags. Selten erschließen sie sich mir spontan, manchmal auch gar nicht. Dass Gosport kein Brettspiel ist, sondern ein Ort bei Portsmouth, habe ich ja noch raus bekommen. Was aber sollen die verrückten Kühe? Haben sie sich versucht auf ein Stück Treibholz zu retten? Wie passt der Mississippi dazu? Was mag ein Rufzeichen djrt sein? Wie spricht man das überhaupt aus???
24. September 2009 at 15:35
Lieber Stroheim, wie meine Texte im Idealfall (deine ja schließlich auch) auf verschiedenen Ebenen funktionieren, haben auch meine Tags verschiedene Ebenen, die manchmal vielleicht unzulässig (gelobtes Denglisch!) insiderisch sind.
Und manchmal kann ich nicht umhin, etwas hineinzuschmuggeln, das gar nichts mit dem Rest zu tun hat: Ein T-Shirt mit besagten Mad cow(e)s habe ich zu BSE-Hochzeiten im Hafen von Cowes auf der Isle of Wight erworben, wobei Cowes immerhin im vorletzten Jahrhundert vorübergehend Amphis Heimathafen war.
Gosport hat tatsächlich keine zweite Bedeutung, die es in die Brettspielundsportsphäre verweisen könnte. Mississippi heißt (warum auch immer) die Heimat der Clipperschiffe in Hamburg-Harburg, am Überwinterungshafen gelegen, zwischen einer Schiffseichanstalt und der Wasserschutzpolizei, an deren Kai das Greenpeace-Schiff Beluga zuweilen an der Kette liegt.
Zum Rufzeichen schließlich: Die Amphitrite ist ein ordentliches Schiff und im Seeschiffsregister eingetragen. Da sie auch eine „Seefunkstelle“ an Bord betreibt, hat sie vom Registergericht ein vierbuchstabiges „Unterscheidungssignal“ bekommen, und das ist das Rufzeichen. Im Seefunk wird neben dem Schiffsnamen auch immer das Rufzeichen genannt.
Das wolltest du bestimmt alles gar nicht wissen.
24. September 2009 at 15:45
Doch, wollte ich. Vielen Dank, sagt da die Landratte.
24. September 2009 at 13:55
Das sieht aus wie Abenteuer.
24. September 2009 at 15:38
Ja, schon. Aber auch wieder nicht. Unvergleichlich schön auf jeden Fall, auf einem Schiff zu sein.
26. September 2009 at 12:15
Da kommen heimatliche Gefühle hoch.
Vor allem über „mein Wahrschau“ in Deinem Text.
Ach ja.
20. Oktober 2009 at 20:13
Mir treibt es das Wasser in das Holzauge. Jedenfalls sind die Schiffe schön…..
23. Februar 2010 at 12:30
Welch schöner Gaffelschoner!
Der maritime Brite unterscheidet Treibgut übrigens in flotsam und jetsam, das letztere ist Gut bzw. Ballast, der über Bord geworfen wurde, und flotsam ist Treibgut, das nicht absichtlich im Meer dümpelt. Es gibt auch viele schnucklige insulare Trödelgeschäfte, die so heißen. Dachte, ich gebe mal mit meinem nautischen Wissen an.
23. Februar 2010 at 14:04
Danke für die kostbaren Häppchen aus deinem nautischen Wissensschatz. Immer gern genommen.
22. März 2010 at 23:55
[…] Wilhelm Kaisen aus, um einem Hilferuf der (euch, liebe Leser, inzwischen allseits bekannten) Amphitrite zu folgen. Helene, das Tochterboot der Wilhelm Kaisen, ging längsseits und barg einen nach einem […]