Bohnenkerne: Borlotti mit Salbei
15. September 2013
Es gab sie frisch, die Borlottibohnen: da sgranare.
So hatte mich vor vielen Jahren ein Maurer in Ligurien losgeschickt, als ich ihn nach Rezepten für Zampone und Cotechino befragte: mit dem Auftrag, für den nächsten Tag im Mercato coperto von Porto Maurizio fagioli da sgranare zu holen. Auf meine Frage, was für Bohnen das denn seien, kam nur: Es gibt zur Zeit nur die einen. Die vom Gemüsestand wüssten dann schon, was ich meine. Carote und Sedano und was man sonst noch brauche, seien ja da, habe er gesehen, und um den Cotechino werde er sich selber kümmern.
Neben seiner Arbeit tags drauf – er hatte gerade angefangen, die vielen Quadratmeter Wand zu verputzen – nahm er sich immer wieder die Zeit, eine zu rauchen und nach seinem Bohnentopf zu schauen, der in der improvisierten Küche auf der Loggia im Gusseisentopf seiner Vollendung entgegenköchelte.
Seither liebe ich Borlottibohnen, und ich bin jedes Jahr glücklich, wenn die Zeit kommt, da es sie beim türkischen Gemüsehändler frisch gibt, da sgranare eben, zum Enthülsen.
Ich hatte Salzwiesenlamm aus Nordstrand mitgebracht. Die Haxen waren schon zu einem Irish stew geworden, und nun kam die Schulter, kurz angebraten und mit Rosmarin und Knoblauch gespickt, bei 100 °C für dreieinhalb Stunden in den Backofen.
Dazu sollte es Bohnen geben, eigentlich grüne. Doch dann sah ich die rotgesprenkelten Hülsen, die ihre rotgesprenkelten Kerne verbargen, und ich konnte nicht widerstehen.
Für die Zubereitung bediente ich mich beim Rezept für Fagioli al fiasco, nur dass ich eben nicht die kleinen weißen Cannelinibohnen nahm und – mangels bauchiger Flaschen und offenen Feuers – auf die Prozedur des Garens im Fiasco verzichte(n muss)te.
Das kommt in den Topf:
Wasser
ca. 300 g frische Borlottibohnenkerne
1 bis 2 Knoblauchzehen
(nicht gezählte) junge Salbeiblätter
1 getrockneter Peperoncino
mindestens 1 Tl Salz
1/2 Glas Olivenöl
Und so einfach geht’s:
Die Bohnen mit Peperoncino, Salbei und den ganzen Knoblauchzehen knapp mit kaltem Wasser bedeckt aufsetzen und aufkochen lassen. (Sie verlieren sofort ihre kapriziöse Färbung und werden unansehnlich beige bis lilabraun.)
Dann das Öl zugießen, salzen (reichlich!) und die Bohnen bei geringster Hitze mit geschlossenem, später mit halb aufgelegtem Deckel ziehen lassen. Sie sollen einen Großteil der Flüssigkeit aufsaugen. Die Bohnen sind fertig, wenn sie weich sind, aber noch nicht zerfallen.
Was dabei rauskommt, ist eine unglaubliche Aromafülle. So gut Salzwiesenlamm schmeckt, und es schmeckt wirklich großartig, ich würde es jederzeit gegen die puren Bohnen tauschen.
15. September 2013 at 12:28
Ich auch :-)
15. September 2013 at 12:34
Du bist aber jetzt nicht zum Vegetarier geworden?
15. September 2013 at 13:59
Nö. Aber tatsächlich esse ich nur noch selten Fleisch…
15. September 2013 at 14:25
Mal sehen, wie lang es noch dauert.
15. September 2013 at 12:39
Das liest sich ja wirklich gut. Wenn ich wüßte, wo ich Borloti bekomme, würde ich sofort Deiner Rezeptur folgen
15. September 2013 at 12:40
In Dosen bekommst du sie überall, aber damit funktioniert dieses Rezept nicht. Habt Ihr nicht einen türkischen Gemüseladen in der Nähe?
15. September 2013 at 12:49
Frau Evenaar, welche Freude. Aber bitte, bitte immer von Dosenware abraten. Ja, manchmal ist es frustrierend, wenn man den einen Tag Gusto auf Bohnen (oder Kichererbsen) hat und dann noch wegen des Einweichens bis zum nächsten Tag warten muss. Gleich morgen werde ich bei „meinem“ Türken nach frischen Borlotti Ausschau halten. Danke!
15. September 2013 at 13:12
Die frischen braucht man zum Glück nicht einzuweichen.
15. September 2013 at 13:14
Moin, ich hoffe, das Gericht war kein „Fiasko“, nur weil Du es nicht im „Fiasco“ zubereiten konntest. :D
15. September 2013 at 13:26
Was soll ich darauf antworten!
15. September 2013 at 13:29
SCNR, kleines Wortspiel. ;) Hast ja beschrieben, dass es lecker geworden ist!
15. September 2013 at 14:46
Der lustige Maurer liebte wohl die Borlottibohnen. Salzwiesenlamm hört sich aber auch ganz lecker an.
15. September 2013 at 15:26
Maurer können halt einfach gut kochen :-).
Und Salzwiesenlamm ist megalecker.
15. September 2013 at 17:05
Und die Wiesen sind so schön grün, dort in Nordstrand, wo die Schafe mähen.
15. September 2013 at 17:52
Die Einheimischen sprechen ja von Pulloverschweinen.
15. September 2013 at 17:56
Dass das Fleisch von Tieren wie Lämmer oder Schafe, die ganz spezielles Futter fressen – in diesem Fall sehr salzhaltiges Gras an der Nordsee –, einen bestimmten Geschmack haben, ist mir klar. Kannst Du beschreiben, was das Besondere am Fleisch von einem Salzwiesenlamm ist?
16. September 2013 at 09:23
Ich werde das probieren, sobald ich sie irgendwo sehe. Glücklicherweise gibt es ja auch in Charlottenburg genügend türkische Gemüsehändler, wenn auch nciht unbedingt so gute wie in Moabit ;-)
13. Oktober 2013 at 17:29
Habe Ihnen via Facebook vor einer Woche eine Nachricht zukommen lassen. Sicher schlummere ich unter „Sonstiges“…
Schönen Restsonntag.
4. Juni 2016 at 12:54
Zufällig auf Deinen Blog gestossen, gutes Rezept, habe alles frisch zubereitet, gibt es als Teil eines Abendessen zum Thema Italien. Danke für die Anleitung.