Spundekäs

22. Juni 2013

Sicher nicht das hessische Original, aber wunderbar cremig und sanft gewürzt. Er schmeichelt dem Gaumen und piekst ein klein wenig auf der Zunge.

Spundekäs

Ich verwendete die Milchprodukte, die gerade da waren. Da es nicht die ganz fetten Varianten waren, und Spundekäs von je mehr Fett umso geschmeidiger wird, rührte ich noch etwas bei Zimmertemperatur weich gewordene Butter unter.

250 g Schichtkäse 20 %
200 g Schmand 24 %
3 Esslöffel Sahne 30 % (der Rest aus dem Becher)
1 Esslöffel weiche Butter

1 kleine Zwiebel in feinen Würfelchen
1/2 Knoblauchzehe in noch feineren Würfelchen
Salz nach Belieben
1 gehäufter Teelöffel Paprikapulver
(aus geheimen ungarischen Quellen, durch nichts zu ersetzen)
1/4 Teelöffel gemahlener Kümmel
1 gestrichener Teelöffel Dijonsenf

Das Geheimnis ist, die Masse lange, lange zu rühren, dass sie ganz geschmeidig wird. Ich habe Zwiebelwürfel untergerührt, statt Zwiebeln dazuzureichen. Das gibt etwas Biss im Samt der Creme. (Und diesmal kein Gochugaru.)

Jetzt schnell noch Äppelwoi bei Töpper holen und, wenn der Spundekäs gut durchgezogen ist (besser nicht nur ein paar Stunden, sondern bis morgen Mittag), die Gran-Pavesi-Cracker auf den Tisch und das Lieblingsbrot.

Vieleicht passen auch die ungarischen weißen Paprika dazu, in Streifen geschnitten zum Dippen. Jetzt fällt mir auch ein, warum mir das einfällt. Das bekamen wir bei Arpáds Mutter am Balaton: weiße Paprika mit rosa angemachtem Túró (Topfen) gefüllt – der war allerdings viel fester in der Konsistenz.

 

Spundekäs 2

Sommergemüse: Lecsó

24. Juli 2010

Zwei Vorhaben ließen mich – noch zu sozialistischen Zeiten – nach Ungarn reisen. Das erste war, unter Anleitung von Árpáds Mutter, die den Sommer über in einem Dörfchen nördlich des Balatons residierte, zu lernen, wie man Almapaprika einlegt. Das zweite war, in einem (bzw. jeden Tag in einem anderen) Budapester Táncház/Tanzhaus Csárdás zu lernen, diesen eigenartigen Tanz mit dem Hinkeschritt.

Auf dieser Reise, die mich von Sopron an der österreichischen Grenze bis ins abgelegenste Nyírség am östlichen Rand führte, von Pécs im Süden bis ins Bükk-Gebirge im Norden, ins weinselige Eger und ins von der Industrie graue Miskolc, von den Graurindern der großen Tiefebene zu den Lippizanern auf den Hügeln um das Szalajka-Tal, vom Debrecen der gleichnamigen Würste bis Hollókő mit seinen Blaudruck-Schürzen – auf dieser ausgedehnten Reise lernte ich die ungarische Küche, hausgemacht und in Restaurantversionen, ziemlich gut kennen – und lieben.

Nach einem ganzen Tag Arbeit, beginnend mit dem Besorgen von Unmengen Apfelpaprika und der übrigen Zutaten, dem Spülen der Fünfliter-Einmachgläser, dem Bürsten und Einschichten der Paprikaschätzchen, dem Verdünnen und Aufkochen von 10-prozentigem Essig mit Meerrettichwurzel und ungarischem Safran/Sáfrányos Szeklice (nein, es ist kein Safran und schmeckt auch nicht so; ja, es sind Staubfäden Blütenblättchen, rote; von welcher Blüte? keine Ahnung) – nach einem von Erfolg gekrönten Arbeitstag in der brüllend heißen Sommerküche also, bat uns Árpáds Mutter auf die Terrasse zum Abendessen. Sie servierte eine riesige Platte mit Lecsó: diesem Letscho, dessen Rezept gleich folgt. Ich werde es nie vergessen, genauso wenig wie den unvergleichlichen Geschmack der Almapaprika aus sommerglücklicher Gemeinschaftsproduktion.

Lange Vorrede. Gestern gab es Lecsó. Warum? Weil es heiß war, und weil die ungarischen hellgelbgrünen Paprika so ein unwiderstehliches Aroma hatten.

Hier also das Rezept:

In die Pfanne kommt Schmalz, wie so häufig in Ungarn Schweineschmalz (sertés zsír), bei mir in Ermangelung eines guten Schweineschmalzes auch schon mal Gänseschmalz (tiefgefroren von der Weihnachtsgans) oder in Würfelchen geschnittener roher weißer Speck. Egal, was es ist, es soll schmelzen.

Dahinein fällt eine halbe von diesen Riesengemüsezwiebeln oder zwei mittlere normale: nicht in Ringe, auch nicht in halbe Ringe, sondern in auseinanderfallende Spalten geschnitten (das was die Italiener „a velo“ nennen). Wenn die ziemlich weich geworden sind, kommen dazu die hellgrünen (in Ungarn nennt man sie weiße) Paprikaschoten, ein Pfund sollte recht sein, mindestens: halbiert, geputzt und quer in einzentimeterbreite Streifen geschnitten. Sie behalten ihre Schale. Wer Schale von „weißer“ Paprika nicht verträgt, hat Pech gehabt. Sie fangen sofort zu duften an, brauchen aber trotzdem ein bisschen Zeit (immer wieder wundere ich mich, wie lange es dauert), bis sie nicht mehr roh sind, aber noch Biss haben. (Es geht schneller, wenn man zwischendurch den Deckel auflegt, besser werden sie unbedeckt.)

Nun salzen, Pfeffer drübermahlen (bei mir immer schwarzen) und drei bis vier bis fünf verschlagene Eier in die Pfanne kippen. Rühren, rühren, rühren, die Hitze ist dabei mild, und die Eier sollen nur anziehen. Wenn sie ein bisschen krüsselig werden, macht das nichts. Sie dürfen nur nicht zu fest sein.

Manchmal kommen ein oder zwei Tomaten in Stücken dazu (gegen Ende der Paprikabratzeit), manchmal wird Paprikapulver darübergestreut. Ich mag am liebsten die pure Version, ohne roten Schnickschnack. Vor allem Petersilie hat nichts auf einem Lecsóteller zu suchen, so hübsch das Grün auch aussehen mag.

Das Ergebnis hat nichts mit Frittata oder Tortilla oder Omelette zu tun, schon eher mit der baskischen Pipérade. Die Eier schmiegen sich zwischen die Zwiebel- und Paprikastreifen und machen das vom Gemüse frische Gericht samtweich. Die scharfe Pfeffernote dazu, perfekt. Lecsó.

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