Doch, das ist ein Rezept. Es ist sogar das ultimative Rezept für Hühnerbrühe.

Es ist aber auch ein Appell. Allen voran an mich. Ich beschwöre mich hiermit und für alle Zeit, meiner immer wieder gemachten Erfahrung zu vertrauen und fortan konsequent auf Experimente zu verzichten. Wenn es um Hühnerbrühe geht, keine Möhren, Petersilienwurzeln, Pastinaken, kein Lauch oder Knoblauch, kein Ingwer, kein Sternanis, kein Piment, kein Lorbeer, kein sonstnochwas! Dafür lernen, wie genau Mama die Bandnudeln macht, mit denen sie uns die Suppe vorsetzte. Solange dürfen sich eben noch Buchstabennudeln in der goldenen Brühe tummeln.

Meine Hühnersuppe entsteht seit heute, nach vielen Irrwegen mit Gemüsen und Gewürzen wieder so, wie ich sie von meiner Mutter gelernt habe:

aus Suppenhuhn
Wasser
Salz
Pfefferkörnern und
einer Zwiebel.
Punkt.

Nein, nicht ganz. Wenn ich sie habe, (in Deutschland sind sie ein nahezu unerringbarer Schatz) koche ich ein Paar Hühnerfüße mit. Für das richtig gelbe Gelb und den richtig intensiven Geschmack. Oder, wenn ich nicht vergesse, sie beim Hühnerhändler mitzunehmen, ein oder zwei Mägen und zwei oder drei Herzen.
Jetzt aber wirklich Punkt.

Nein, natürlich immer noch nicht ganz. Wenn sie fertig ist, nach etwa zwei Stunden auf kleiner Flamme, dürfen Nudeln in die Suppe: Buchstabennudeln und Puntine (das sind eine Art Miniaturtränen) oder eben die Hühnersuppenbandnudeln, die ich erst wieder von meiner Mutter lernen muss.

PS: Das Huhn muss fett sein und aus gutem Stall.

PPS: Ich schöpfe keinen Schaum ab. Es reicht, die Brühe am Ende durch ein Sieb zu gießen.

PPPS: Ich liebe Hühnerbrühe.

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Salată de boeuf

9. Februar 2012

Ohne Ludwig hätte ich diesen Salat vermutlich nicht kennengelernt. Ludwig bin ich auf einer Fahrt im Gullivers-Bus von Paris nach Berlin begegnet. Man stieg gegen Abend in der Rue de Maubeuge neben der Gare du Nord in den Bus und wurde am hellen Vormittag am ZOB nahe dem Funkturm wieder ausgespuckt. Preisgünstiger kam man nicht nach Paris, unbequemer vermutlich auch nicht. Der Vorteil: Unterwegs war reichlich Zeit, Menschen kennenzulernen – so auch Ludwig, einen überaus faszinierenden Exil-Rumänen, der damals bei der Deutschen Dienststelle (WASt) arbeitete und das rumänisch-internationale Kulturvermittlungsprojekt Fantom e. V. als „Verein zur Förderung von Kunst und Kultur und zur Schaffung eines historischen Bewusstseins“ ins Leben gerufen hatte.

Bei jeder der Vernissagen oder Premierenfeiern in der Fantom-Galerie in der Weddinger Badstraße gab es Salată de boeuf. Und so weit ich mich erinnere, war kein einziges Mal Rind darin enthalten. Wenn Fleisch untergemengt wurde, dann war es vom Huhn.

So etwas ähnliches kannte ich aus Italien mit der Insalata russa, als russischer ist dieser Salat (mal mit, mal ohne Fleisch, mal mit, mal ohne grüne Bohnen) in vielen Ländern bekannt, manchmal auch als französischer. Sein Ursprung, sagt schließlich schon der Name, kann nicht anders als französisch sein. Er soll im 19. Jahrhundert von dem damaligen Starkoch Lucien Olivier nach Moskau gebracht worden sein. Andernorts heißt er auch italienischer oder Olivier-Salat.

Hier ein Basisrezept, Abwandlungen gibt es viele:

5 Kartoffeln
2 dicke Möhren
ein Viertel von der Sellerieknolle
eine Handvoll grüne Erbsen
eine Hühnchenbrust (gebraten oder gekocht)
eine große eingelegte Gurke (besser saure, also Salz- und nicht Essiggurke)
200 g Mayonnaise (oder mehr)
2 TL Senf
1/2  Zitrone oder mehr
Salz und Pfeffer

(Alle möglichen Wurzelgemüse können in den Salat wandern, hartgekochte Eier dürfen ebenfalls dazu, Zwiebeln gehören nicht hinein. Natürlich darf auch, wie ursprünglich vorgesehen, gekochtes Rind statt Huhn in die Schüssel.)

So groß waren bei mir die Kartoffeln und Möhren:

Zubereitung:

Kartoffeln und Möhren waschen, 20 bis 25 Minuten kochen, erkalten lassen, häuten und in Würfelchen von maximal einem Zentimeter Kantenlänge schneiden. Damit sie halt den Erbsen im Umfang keine Konkurrenz machen.

Den ebensoklein gewürfelten Sellerie 5 Minuten in Salzwasser kochen, mit eiskaltem Wasser  erschrecken, um den Garprozess zu stoppen.

Meine Erbsen waren tiefgekühlt, also habe ich sie mit kochendem Wasser überbrüht und ein paar Minuten ziehen lassen, dann abgegossen.

Hier das Verhältnis der einzelnen Gemüsebestandteile:

Das Hühnchen (ich hatte die Hälfte von einem halben Suppenhuhn) ebenfalls kleinschneiden, und wen wunderts?, auch die Gurke.

All dieses Würfelwerk mit Salz, Pfeffer, Senf und Zitronensaft traktieren und locker vermischen. Sollte es sich zu trocken anfühlen (die Konsistenz des Salats soll am Ende durchaus kompakt sein), ein, zwei Esslöffel von der Selleriekochbrühe oder der Hühnerbrühe zufügen.

Vorsichtig die Mayonnaise unterheben. (Da ich noch ein Glas der guten, ungesüßten! Calvé-Mayonnaise hatte, brauchte ich keine selberzumachen. Sonst: Eigelb mit Senf und Pflanzenöl aufschlagen, mit Salz und Zitrone abschmecken.)

Vorsichtig ist wichtig: damit es keine Pampe wird. Vor dem Servieren ein paar Stunden gekühlt durchziehen lassen.

Eigentlich wird noch eine Schicht Mayonnaise über den Salat gespachtelt und oft üppig dekoriert. Da dieser Salat ein unverzichtbarer Teil eines jeden festlichen Ereignisses ist, wird viel Phantasie auf die Dekoration verwendet.

Eingedenk Herrn Pazaureks Warnungen vor Dekowahn und Schmuckverschwendung erspare ich mir jegliche Verzierzung. Schließlich verdankt sich meine Salată de boeuf heute der Resteverwertung. (Das halbe Huhn, das schon der ultimativen Hühnerbrühe seine Kraft gegeben hat, wanderte nicht, wie Herr Siebeck es bevorzugte, in den Müll, sondern harrte einer Weiterverwendung.) So soll sich das Ergebnis als „Gutes Ding“ vorstellen und nicht etwas anderes scheinen, als es ist: ein bescheidenes, wenn auch üppiges und ungeheuer leckeres Resteessen.

Auch in Rumänien changieren die Einsatzmöglichkeiten dieser Köstlichkeit zwischen Festbüffet, improvisiertem Imbiss für Überraschungsgäste und Resteessen.

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Flan

6. Februar 2012

Ein Twitter-Wortwechsel zwischen Ritamaria und Vilmoskörte, der verlockende Farturas zum Gegenstand hatte, brachte mich auf Umwegen zu dem portugiesischen Blog Saborintenso und über Pastéis de Nata (die mir für heute, also gestern, zu viel Mühe machten) auf den guten alten Flan.

In Vollendung gegessen habe ich einen Flan vor vielen, vielen Jahren in München, als wir auf dem Weg nach Rom bei der Mutter von Hans G. Station machten. Sie servierte ein wunderbar leichtes Abendessen, dann aber, zum Nachtisch, einen gigantischen Flan, ausreichend für mehr als zehn Personen.

Das Originalrezept ist auch hier für zehn. Ich habe es gedrittelt, in etwa.

Für den Karamell
100 g Zucker und
35 g Wasser
goldbraun kochen.
Schälchen damit ausgießen.

Für den Body
knapp 400 ml Milch zusammen mit
einem Stück Zitronenschale,
einer halben Zimtstange und
einem Hauch Vanillezucker
kurz aufkochen.
– Wozu ich gleich den Karamell-Topf hernahm. Der Karamell löste sich sutje in der heißen Milch und ersparte einmal Abwaschen.

Nun werden
5 (kleinere) Eier mit
80 g Zucker und
einer Prise Salz
aufgeschlagen, die heiße Milch durch ein Sieb gegossen (sie ist dann auch gleich soweit abgekühlt, dass das Ei nicht zu Rührei wird) und in die Zucker-Ei-Mischung gerührt. Einen Großteil des Schaums habe ich abgeschöpft, die Eier-Zucker-Milch in Förmchen gefüllt und im Wasserbad eine Stunde gebacken.

Das Rezept verlangt 200 °C , ich habe den Backofen nach 30 Minuten auf 180 °C zurückgestellt, auch, weil meine Flans unbedeckt im Wasserbad saßen. Die Stunde habe ich tatsächlich beibehalten, obwohl meine flachen Gefäße nicht mit der urprünglichen, sehr hohen und 12 Eier mit Entourage fassenden Puddingform mit Deckel vergleichbar sind.

Die beiden kleinen Förmchen habe ich noch heiß gestürzt und warm serviert. Die große Portion durfte erkalten, einen Tag warten und drei Menschen erfreuen.

Die Creme ist perfekt glatt und erhebt sich über reichlich Karamell. Unglaublich gut.

Das Rezept ist von Saborintenso geholt und nur minimal verändert. Der wichtigste Unterschied ist vermutlich, dass die Förmchen ohne Deckel auskommen mussten. Für nächstes Mal wünsche ich mir Förmchen mit größerer Füllhöhe. Oder gleich eine gugelhupfgestaltige Puddingform.

Was bleibt: der Abwasch.

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