Wackerstein, der

Wird aus der Grauwacke gewonnen, einem neben Phylliten, Quarziten, Porphyroiden, Schiefern und schwach metamorphem Kalkstein gebirgsbildenden Material der Grauwackenzone, wo sie, anders als anderswo, zweimal gefaltet wurde.

Mittelbar abgebildet im Bauch des Wolfs von den sieben Geißlein an der Fassade des Märchenhauses im Finsterwalder Dichterviertel, ehe selbiger in den Brunnen fällt.

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Das Wort für heute: Elf

23. August 2013

Elf, die

1) von ahd. einlif: eins darüber, d. h. eins über zehn

2) hexadezimal B, oktal 13

3) findet in der 13 ihren Primzwilling

4) unteilbar, aber zählbar. Zehn davon laufen dem bewussten Ball hinterher. Beachte auch: Die Angst des Tormanns beim Elfmeter

5) im Osten yang, himmlisch, männlich, unveränderlich

6) im Westen sündhaft; steht für die Maßlosigkeit und die Übertretung, geht sie doch über die Zehn und damit die Zahl der Vollendung und des mosaischen Gesetzes hinaus

7) Kölner Zahl, einmal jährlich vervierfacht zum elften Elften, elf Uhr elf

Elf, der
Der Elf und seine weiblichen Artgenossen unterstehen einer manchmal zickigen, nicht mehr ganz jungen Königin: Titania.

Elf., der
Esslöffel. Pendant zu Tlf. = Teelöffel. Vorkommen ausschließlich in den großartigen Rezepten von lamiacucina und daselbst mit Inbrunst verteidigt.

Elph, der
Der Elph verbündet sich mit der Zwölf und tritt notabene als Philipp1112 auf.

Here endeth the lesson.

elf

Lieben Dank für das Foto an Vilmoskörte.

Some nations

16. Juni 2013

Seiden

Der Tag der offenen Tür in Botschaften, Kulturinstituten und Vertretungen – er nennt sich All Nations Festival und hat sich dieses Jahr den Aberglauben zum Thema genommen – ermöglichte Einblicke in das jeweilige Selbstbild einzelner Staaten. Die Botschaften und Kulturinstitute machten sich schick. Uneingedenk politischer Präferenzen und Bedenklichkeiten nahmen wir Einladungen wahr und stromerten durch die Stadt und die Welt, wie sie sich in ihren Berliner Exklaven zu zeigen beliebte.

China bot Yue-Opern, Teeeier, Kunst in Seide und haarfeine Stickereien,

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Korea professionelle PR, die Erinnerung an deutsches Ersatzkimchi und neben Bulgogi und echtem jungen Kimchi Unterricht im Hangeul-Alphabet und die Angst vor der Vier,

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Hangeul

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Indonesien den kulinärischen Himmel, Kleinmädchentanz, Gamelankurse und Streuartikel als Give aways,

kulinärisches Indonesien

der Jemen viel Süßes, restauriertes Holz im Jemen-Report der Deutsch-Jemenitischen Gesellschaft und überaus köstlichen Kaffeeschalentee

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und Guinea-Bissao einen auskunftsfreudigen Märchenerzähler als Botschafter, den keine Frage zu seiner Heimat in Verlegenheit brachte und der zum Gruppenfoto unter der Landesflagge bat.

Guinea-Bissao in Berlin

Mehr Welt haben wir nicht geschafft.

Der Löffel ist unters Messer geraten. – Ja, hört das denn niemals auf, dieses Fallbeilschwingen? Offenbar nein. Nicht in Frankreich, dem Land der Guillotine. Tradition ist schließlich Tradition!

Auch im F.I.E.F., dem Foyer International d’Études Françaises, steht eine Guillotine – zum Baguettehacken. Und unter deren Messer fand sich der Löffel wieder.

Das Foyer, in dem solch martialische Tischsitten herrschen, hat seinen Sitz im ehemaligen Pfarrhof von Châteauneuf-de-Mazenc und ist – gegründet 1956 von Ernest Jouhy/ursprünglich Ernst Jablonski, einem deutschen Exilanten und Widerstandskämpfer – eine internationale Begegnungsstätte. Die Guillotine spielt hier, außer bei Tisch, keine Rolle. Was dagegen an Traditionen hochgehalten wird, sind neben gutem Essen und französischem Savoir vivre vor allem die Traditionen der Résistance. Nicht nur der militärische Widerstand interessiert, sondern endlich auch der zivile. Historiker wie Bernard Delpal im Verein Patrimoine Mémoire et Histoire du Pays de Dieulefit kümmern sich um „die andere Résistance“.

Nicht weit von hier, im unzugänglichen Vercors, einem Zentrum des bewaffneten Widerstands, fanden im Juli 1944, nach der Ausrufung der Freien Republik des Vercors, Massaker an Résistants und Zivilbevölkerung statt. Die deutschen Besatzer ermordeten wahllos Maquisards und Landbevölkerung und zerstörten Höfe und Dörfer auf der Hochebene. Museen und Gedenkstätten erinnern daran, die Ruinen von Valchevrière ebenso wie das pathetische nationale Denkmal der Résistance in Vassieux.

Ganz in der Nähe fand aber auch das „Wunder von Dieulefit“ statt, ein „Wunder des Stillschweigens und der Solidarität“. Es verdankte sich nicht nur der Gemeindesekretärin Jeanne Barnier, einer virtuosen Passfälscherin, und den drei Leiterinnen der reformpädagogischen Internatsschule von Beauvallon, sondern all den Bewohnern von Stadt und Ländchen Dieulefit, die ohne Ausnahme die unzähligen Flüchtlinge schützten. Nicht einer wurde denunziert. Es hat lange gedauert, bis auch die „stillen Helden“ ins Blickfeld der Historiker kamen.

Arthurs Tochters Löffel hat viel gelernt in der Drôme. Seine Reise begann hier, und er findet sich „verrückt“. Und hier kommt das Foto, mit dem er sich bewirbt.

Eigentlich wollte der Löffel noch nach Paris, um sich mit der Entenpresse von Dehillerin anzulegen. Doch die Erfahrung mit der Guillotine hat ihn einigermaßen gefügig gemacht, und er reiste brav über Lyon und Basel zurück nach Berlin. Als er dann in seiner Schublade, immerhin neben einem kleinen Dehillerin-Messer, zur Ruhe kam, hatte er schon alles vergessen: die Entenpresse, das Gläschen Crémant de Die, die Smaragdeidechse, die Entrappungsmaschine, Weinkorken und Flaschenlager, die Kernkraftwerke entlang der Rhone und seine kleine Ohnmacht in der Trüffelschublade.

Ein Löffel geht auf die Reise. Verrückt. Weltbekannt. Prominent.

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Abernmauke, die

Häufig auch weniger abernteuerlich als Mauke bezeichnet, handelt es sich bei der Abernmauke um einen in der Oberlausitz beheimateten, etwas üppigeren Kartoffelbrei. Dank unerbittlicher wikipedianischer Aufklärungsbemühungen, in diesem Fall auf dem Gebiet des Kartoffelpürees und seiner Anverwandten, erfährt man ohne größere Rechercheanstrengungen, dass der Brei als Mauke neben Kartoffeln, Milch und Butter auch gebratenen Speck und Zwiebeln enthält.

Tritt die Mauke hingegen als Teichelmauke auf, werden die Kartoffeln mithilfe von Rinderbrühe statt Milch zu Brei geklopft, um anschließend mit einer Delle versehen zu werden, die, bestens zur Bildung eines Sees geeignet, mit einem Schlag Brühe beschöpft wird und in der Folge sowohl ihr Flüssigkeitshaltevermögen als auch ihre landschaftliche Anmut unter Beweis stellen kann.

Nachtrag: Dass sich das Wort Abern von Erdbirnen und nicht von Erdbeeren herleite, leuchtet der kritisch, zuweilen auch selbständig denkenden Autorin nicht ein, spricht man doch andernorts von Grumbeere, die man mir als Grundbeeren zu übersetzen wusste, und an wieder anderem Orte von Erdäpfeln – so dass sich der Einwand sogleich widerlegt zeigt, von Erdbeeren könne Abern nicht stammen, da Beeren sich besser in einem Obstsalat gefielen. Auch die den Erdapfel sprachlich konstituierenden Äpfel gefallen sich besser in einem Obstsalat. Außer im Rheinland.

Und Birnen schon gar.

Herumfliegende Herzen

14. Januar 2011

Ganz so idiosynkratisch reagiere ich nicht auf „der“ Blog statt „das“ Blog und deshalb, obwohl es bei jedem Mal hinschaun piekst, bilde ich auch pflichtschuldigst das Herzchenlogo ab.

Ich hab mich so richtig gefreut über den Ball, danke utecht.

Wen also trifft’s von meiner Seite? Obwohl nirgends deutlich gesagt, rollt der herzförmige Schneeball vorwiegend unter den deutschsprachigen (auch Teilzeit-) FoodbloggerInnen herum, und so halte ich es beim Weiterschubsen.

Azestoru, der mit dem Hackebeilchen, hat ja schon ein Herzchen verpasst bekommen. Die Ausnahme, eine, die kaum kocht, dafür mit umso größerem Genuss isst, Lakritze, wurde auch schon bedacht. Die ganz Großen sollen nicht nominiert werden, ok, allerdings kann ich nicht anders, als wenigstens ihr meine Verehrung auszusprechen, Arthurs Tochter, die so herrlich in die Vollen geht.

Blogs, an denen mein Herz hängt, fallen mir ganz schön viele ein – nein, ich fange jetzt nicht an, alle aufzuzählen, nur ein kleines Laubgeschwätz vielleicht noch, bei dem sich einiges um den Dienstagsfilm dreht, und … nein, wirklich nicht, jetzt höre ich auf, ehe es uferlos wird, verzeiht mir, die Ihr alle auch gemeint seid.

Die Liebstes-Blog-Herzchen, die ich verteilen darf, gehen an

nuesschen
für ihre koreanische, deutsche und überhaupt Küche, denn sie bereitet nicht nur Goldfischbrot

kormoranflug
den schwarzen Vogel Fischvielfraß, der viel mehr kocht, als er sich in die Töpfe schauen lässt, und, gattungsuntypisch, nicht nur Fisch und Frosch zu genießen weiß

Kurbjuhn
er rührt virtuos in der Wörtersuppe, teilt von der Netzecke aus seine sonntäglichen Splitterbrötchen mit dem geneigten Publikum und kochte mit großzügiger Nonchalance schon mehr als hundert Gerichte öffentlich

mosomasa
die zwischen Koch- und Buntwäsche Ultimatives über Pörkölt schreibt, dabei bisher aber eher theoretisch und aus dem philosophischen Brühtopf argumentiert, wobei sie immer häufiger hühnersuppendampfumflort die Küche rockt statt ihrer Waschküche.

Das Kleingedruckte kommt hinterher und möchte befolgt werden: „Erstelle einen Post, in dem du das Liebster-Blog-Bild postest & die Anleitung reinkopierst (= der Text den du gerade liest). Außerdem solltest du zum Blog der Person verlinken, die dir den Award verliehen hat & sie per Kommentar in ihrem Blog informieren, dass du den Award annimmst & ihr den Link deines Award Posts da lassen. Danach überlegst du dir 3 bis 5 Lieblingsblogs, die du ebenfalls in deinem Post verlinkst & die Besitzer jeweils per Kommentar-Funktion informierst, dass sie getaggt wurden, und hier ebenfalls den Link des Posts angibst, in dem die Erklärung steht. Liebe Blogger: Das Ziel, dieser Aktion ist, dass wir unbekannte, gute Blogs ans Licht bringen, deswegen würde ich euch bitten, keine Blogs zu posten, die ohnehin schon 3000 Leser haben, sondern talentierte Anfänger & Leute, die zwar schon ’ne Weile bloggen, aber immer noch nicht so bekannt sind.“ _

Unstäte, die.

Doch, das Wort gibt es. Ich fand es im neuen Spielzeitkalender des Maxim Gorki Theaters und schüttelte erst den Kopf, hielt ich es doch für eine weitere, von der unglückseligen Rechtschreibreform inspirierte Entgleisung, um dann in Bewunderung zu verfallen ob dieser kreativen Wortschöpfung, die sich tatsächlich selbst erklärt.

Wortschöpfung? Denkste, Puppe! Es gibt sie seit dem Mittelalter, die Unstäte. Auch der Wahrig kennt sie und bezeichnet sie als poetisch und unzählbar (nein „unz.“ heißt nicht unzeitgemäß). Es gibt also keine zwei drei vier Unstäten, ebensowenig wie es zwei drei vier Butter, Mehl und Zucker gibt, Buttersorten schon, Zuckersorten auch … Unzählbar? Dabei bin ich immer davon ausgegangen, bis eins zählen wäre auch zählen.

Im Adelung (dem Grammatisch-kritischen Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, einzusehen bei Zeno) dagegen hat die Unstäte wohl einen Plural und ist ein Ort, zum Beispiel „in dem Aberglauben des großen Haufens, ein aus verborgenen Ursachen unsicherer oder gefährlicher Ort, wo jemanden ein Unheil widerfähret.“ Auch kann man da „über eine Unstäte gehen“.

Als adjektiv ist unstät – wen wundert’s – „der Gegensatz von stät“ und „auf eine fehlerhafte Art beweglich, unruhig, keine lange Dauer an einem Orte habend, ingleichen unbeständig, und darin gegründet.“

Zurück zum Ausgangspunkt: Armin Petras und Nina Rühmeier lassen sich von John Steinbecks Früchte des Zorns zur Beschäftigung mit „den Auswirkungen einer globalen Wirtschaftsdepression auf den einzelnen Menschen“ führen und zur Frage „Wie konsistent ist ein Lebensentwurf angesichts der Unstäten des Kapitalismus?“

Festhalten lässt sich auf jeden Fall: Als das unstete Wesen oder Verhalten der Dinge führt die Unstäte zwangsläufig zu Unwägbarkeiten.

Hackschnitzelheizkraftwerk, das.

Selbsterklärend? Ja und nein.

Wenn ich mich zwischen Hack und Schnitzel entscheiden müsste, käme es darauf an, welches Ausgangsmaterial dem Hack oder Schnitzel zugrundeläge: Kalb würde bei mir zu Schnitzel, Schwein gemischt und zu Boulette, Rind zu noch was anderem, zum Beispiel zu Marhapörkölt.

Das Heizkraftwerk, so es auch Ofenstrom liefert, brauche ich zur Bereitung oben aufgeführter Varianten erst, seit die Hausverwaltung das Gas abgestellt und in der Folge alle Mieter zum Elektroherd gezwungen hat.

Trotzdem: Es lebe das Hackschnitzelheizkraftwerk!

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Dogmakochen, das.

Beliebter Zeitvertreib. Tendez zunehmend. Oberstes Gebot dabei: Es kommt weder Ungesundes noch moralisch Verwerfliches in den Topf, in die Auflaufform, auf den Herd, in den Backofen, unter den Grill (wobei, ich bin mir nicht sicher, ob der Grill überhaupt eine Option für Dogmakochende ist), also in die Pfanne, in den Vorratsschrank, unter die Käseglocke, in die Tupperwaredose (obwohl, auch da bin ich mir nicht sicher; ist die Tupperwaredose politisch korrekt im Sinne des Dogmakochens?), ins Butterbrotpapier und schließlich und vor allem: auf den Teller.

Ein verheißungsvolles (nicht-nur-)Kochblog hat eröffnet, azestoru sein Name. Und das erste, was Herr A. beteuert, ist, dass er sich des Dogmakochens enthält. Er würde also nicht lieber verhungern, ehe er seinen Prinzipien untreu wird. Soll man ihm das glauben? Ich glaube ihm. Eine Überprüfung ist ja jetzt jederzeit möglich.

Eine persönliche Notiz: Ich würde ja (fast) alles tun, um nicht etwas essen zu müssen, das mir nicht schmeckt – und je mehr Hunger ich habe, umso unerbittlicher dieser Grundsatz. Ist das schon Dogma-Essen?

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Clusterspucken, das; auch: Cluster-Spucken.

Heute morgen aufgeschnappt. Keine Ahnung, was das sein könnte. Auf jeden Fall hörte ich den ausreichend elaborierten und keinesfalls umgangssprachlichen Satz: „Da fand ein Clusterspucken statt.“

Kann man daran teilnehmen, oder muss man sich davor in Sicherheit bringen? Ist es ein Wettbewerb, ein Zeitvertreib, eine Angriffstechnik? Spannend oder eher unappetitlich? Spucken einem da Cluster in die Suppe?

Jemand eine Idee?

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