Verbenenessig
20. Juni 2013
Meine Cedrina blüht.
Ich hatte sie lange gesucht. Meine Freundin aus Bitonto behautet, der Busch, der hinter dem Steinmäuerchen in ihrem Orangenhain wächst, sei hundert Jahre alt und sein Geruch vertreibe die Mücken. Das mag ich nicht bestätigen, aber in den Duft der Cedrina habe ich mich sofort verliebt.
In den Taschen jedes Kleidungsstücks, das Taschen hatte, zerbröselten nach und nach die abgerupften Blätter.
Irgendwann fand ich die Pflanze in einem Baumarkt, sie wurde als Citronella verkauft, war aber eindeutig die vielgeliebte Cedrina. Sie nennt sich auch Limoncina oder Erba luigia oder Verbena odorosa. Oder Verveine, Zitronenverbene, Zitronenstrauch, wohlriechendes Eisenkraut oder, botanisch, Aloysia citriodora oder triphylla.
Zwei Pflanzen bringe ich jetzt schon fünf Jahre über die Jahreszeiten. Im Herbst schneide ich sie radikal zurück, stelle sie frostgeschützt ins kühle, dämmrige Treppenhaus und bin jedes Jahr wieder überrascht, dass die abgestorben anmutenden Ästchen austreiben, in der typischen Dreiblattanordnung. Vor allen anderen erwachen sie wieder zum Leben.
Bisher habe ich Obstsalat mit ihren Blättern gewürzt, sie in grünen Salat gerupft oder zu Tee aufgegossen. Jetzt sollen sie Essig aromatisieren.
Verbenenessig
Ich nehme die Blätter und Blüten zweier Zweiglein und lege sie in sechsprozentigen Weißweinessig. Nach drei oder vier Wochen werde ich den Essig absieben.
Vielleicht kommt er irgendwann in ein Verbenensorbet.
20. Juni 2013 at 13:26
In Moabit passieren die wunderbarsten Dinge …
20. Juni 2013 at 13:45
Mal sehen, ob er auch was wird.
Irgendwann in meinem Leben habe ich mal Knoblauchzehen in Essig eingelegt. Die veränderten ihre Farbe zu ungefähr dem Blautürkis oben. Nach ein paar Wochen wurden sie wieder weiß. Ich hab mich trotzdem nicht getraut, sie zu essen.
20. Juni 2013 at 16:58
Im Extrakt müssen Halluzinogene sein. Oben auf den Bildern sehe ich schon einen LSD-Farbflash.
20. Juni 2013 at 18:59
Keine Angst, sie will nur spielen.
20. Juni 2013 at 20:24
Oh, Verbene! Das ist ein herrlicher Geruch. Ich beneide Dich um Deinen grünen Daumen — auf meiner Fensterbank wird schon wieder fleißig gestorben.
22. Juni 2013 at 15:42
„… auf meiner Fensterbank wird schon wieder fleißig gestorben …“ Der Satz könnte aus einem der wunderbaren Bordsteinleichen-Songs von Henriette Klevenow sein.
23. Juni 2013 at 11:46
Ha, die CD habe ich aus dem verblichenen Auto geklaubt — sehr passend, doch.
23. Juni 2013 at 11:59
Es gibt jetzt schon eine dritte.
21. Juni 2013 at 14:47
Meine war schon fast ein Baum und hat diesen Winter leider nicht überlebt. Danke für die Erinnerung, ich wollte ja eine neue Pflanze besorgen.
21. Juni 2013 at 15:25
Von Dir weiß ich, dass man sie deutlich zurückschneiden kann. Jetzt musst Du leider wieder eine Weile züchten.
24. Juni 2013 at 08:16
Dann magst du ja viellcht auch die Zitronenverbene Pflegeserie von L’Occitane? (Produktwerbung – pfui, pfui – aber in dem Fall mach ich eine Ausnahme :-) )
24. Juni 2013 at 09:34
Das ist sehr gut möglich, dass ich die mag.