Teltower Rübchen
15. Oktober 2011
Endlich wieder Rübchen! Obwohl – eigentlich ist es noch ein bisschen früh. Das Rübchenfest in Ruhlsdorf hat zwar schon stattgefunden, wie immer Ende September, aber die Rübchen sind noch zu klein. In zwei Wochen sind sie gut, sagt Frau Schäreke, die, als sie meine enttäuschte Miene sieht, ins Haus verschwindet und mit einem Kilo zu klein geratener Rübchen wiederkommt. „Der Rest vom Fest“, wo sie zu neunt vier Stunden lang Rübchen geputzt haben, um Suppe daraus zu kochen, die dann in einer Dreiviertelstunde aufgegessen war.
Für meine Rübchen in Sahne braucht man:
500 g Teltower Rübchen
1 bis 2 El Zucker
1 bis 2 El Butter
ein guter Schluck bis ein kleines Glas Weißwein (oder Noilly Prat)
250 ml Kalbsfond
150 bis 250 ml Sahne
viel frischgemahlene Koriandersaat
Salz und Pfeffer
eventuell ein paar Späne geriebenen Meerrettich
(oder einen halben Teelöffel aus dem Glas)
Die böse Arbeit ist das Putzen. Da hilft gar nichts: die Schätzchen müssen gründlich gewaschen und geschrappt werden. Wenn sie Macken vom Ernten haben oder kleine Würmchen sich in ihnen gütlich getan haben, dauert es noch viel länger. Geduld erleichtert die Prozedur, und gute Gesellschaft versüßt sie.
Der Rest macht Spaß: Zucker in einer breiten Pfanne zerlaufen und bis zum Goldton karamellisieren lassen, die Rübchen, größere halbiert, in die Pfanne geben und mit dem Karamell überziehen. Zur rechten Zeit, also, ehe die Farbe zu dunkel wird, Butter dazu geben und mit Weißwein ablöschen. Salzen und, wenn der Wein fast wegreduziert ist, Kalbsfond zugießen. Erst bedeckt, dann offen simmern lassen.
Es riecht sehr schnell betörend, aber die Rübchen brauchen ihre Zeit, mindestens 35 Minuten, es kann auch mehr werden. (Diesmal bin ich dem Rat der Rübchenbäuerin gefolgt und habe sie in wenig Wasser zehn Minuten vorgekocht, das verkürzt die Garzeit im Fond erheblich.) Bei Bedarf mit weiterem Fond (oder/und dem Kochwasser) aufgießen. Gegen Ende der Garzeit soll die Flüssigkeit stark reduziert sein. Dann mit Sahne nach Belieben auffüllen (mir war es hier ein bisschen zu viel) und nochmal bis zur gewünschten Sämigkeit einkochen. Mit Salz, viel! frischgemahlenem oder gemörsertem Koriander und Pfeffer würzen.
Eine unglaubliche Köstlichkeit. Eigentlich reicht Weißbrot dazu. Bei mir hatten die Rübchen diesmal gebratenen Kalbsrücken und Kartoffelpuffer zur Begleitung. Wenn man sie als Beilage serviert, kann man gut auf die Sahne verzichten.
Und nochmal ein Foto meiner geliebten Rübchen. Sie müssen zwei Bartstränge mit unzähligen feinen Würzelchen haben, mit denen sie sich im sandigen märkischen Boden festklammern. Nur, wenn sie so aussehen, sind es wirklich und wahrhaftig Teltower Rübchen.(Wenn sie allerdings so aussehen und auf einem Pariser Wochenmarkt verkauft werden, sind es Abkömmlinge der echten Teltower Rübchen. Sie heißen dann Navets amers und sind tatsächlich deutlich bitter.)
Zwei Rübchenbauern gibt es in Teltow: die großen, Szilleweits, und die kleinen, Familie Schäreke als Nebenerwerbsbauern.
Warum ich überhaupt in Teltow auf Rübchenjagd gegangen bin: Wir waren mit Freunden im Landhotel Hammer zum Rübchenmenü verabredet. Die Kalbsbäckchen waren wieder einmal aufgegessen. Dafür gab es nach der Rübchensuppe Entenconfit mit glasierten Rübchen und zum Dessert eine Art Tatar, in dem sie zusammen mit Zitrusfrüchten und Korianderkörnern steckten; dazu ein „Schokoladentresor“ und Himbeersorbet. Wie kaum anders zu erwarten hat mich der Abend glücklich gemacht.
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Schlagwörter: die echten, hammers landhotel, kalbsfond, koriandersaat, navets amers, ruhlsdorf, schäreke, szilleweit, teltow, teltower rübchen
15. Oktober 2011 at 15:52
Köstlich, der betörende Geruch wird schnell zum betörenden Geschmack.
16. Oktober 2011 at 12:00
Ich fürchte, die bekomme ich hier nicht. Wenn man sie sogar in Teltow jagen muss, gibts für den Niederrhein wahrscheinlich keine Hoffnung, dieses Gericht auszuprobieren.
16. Oktober 2011 at 12:11
@vilmoskörte Wie wahr!
@Karu Außer man hat, wie der olle Herr Goethe, gute Freunde in dieser sandigen Gegend.
16. Oktober 2011 at 13:12
Nicht daß ich nicht gern probieren würde. Aber besonders gern hab ich das Rübchengruppenporträt. Sie sehen alle so aus, als hätten sie Namen. Vor- und Nach-.
16. Oktober 2011 at 15:38
Sieht aus, als sprechen die miteinander. Die Familienaufstellung hat aber auch Ihren Reiz.
16. Oktober 2011 at 17:12
@Lakritze Die runden heißen Rübchenschwein, die schlanken heißen Hänschenklein. (Die kommen mir deutlich kritischer vor.)
@Kormoran Eine Familienaufstellung :) hilft da vermutlich auch nicht, wenn man weiß, was manche von ihnen für ein Innenleben haben.
16. Oktober 2011 at 17:56
Du meinst, sie beherbergen ganze Familien –? Dann tut vielleicht eher -austreibung als -aufstellung not.
16. Oktober 2011 at 20:03
Ich bin ja sowas von gegen Austreibung, aber in diesem Fall …
17. Oktober 2011 at 19:53
Glückliche Blogger schreiben die besten Texte :-)
18. Oktober 2011 at 09:26
Ja dann!
25. Oktober 2011 at 20:41
mhmmm……… sieht köstlich aus!
20. November 2011 at 08:13
[…] Following-Funktion bringt zusammen, was zusammengehört: Afras Rübchen treffen auf Karus […]