Treberbrot, die erste
30. Juli 2011
Ich habe mich drangewagt. Nun ist es da.
Für das Treberbrot, das man in Potsdam am Tresen des Templiner Brauhauses erwerben kann, nur da und nirgendwo anders, würde ich so allerhand tun. Seit die Brewbaker in die Moabiter Markthalle eingezogen sind und da ihr Bier brauen, sehr gutes Bier übrigens, versuche ich Bäcker zu motivieren, ein Treberbrot in ihr Repertoire aufzunehmen. Nur dass es bisher ohne Erfolg blieb.
Saß ich nun kürzlich mit Freundinnen und Kegel vor karierten Tischdecken bei einem hervorragenden Imperial Stout, als ein Brauer begann, Treber aus dem Kessel und in blaue Fässer zu räumen, der, besagter Treber, mangels interessierter Bäcker beim Bauern landen sollte, um da Schweine rund zu machen und in Kühen Milch wachsen zu lassen.
Man kam so ins Gespräch, der Brewbaker hatte sich selbst schon als Treberbrotbäcker betätigt (Brewbaker eben) und verriet gleich noch, dass er ein Drittel der Mehle durch Treber ersetzt; ich bedauerte, kein Gefäß dabei zu haben und eigentlich auch nicht die Zeit für große Brotbackaktionen – am Ende ging ich mit einem kleinen Beutelchen noch warmen Trebers nach Hause. Es musste also sein.
Und los geht’s: Pouliche angesetzt aus
60 g Weizenmehl 550,
60 g Wasser,
zwei Prisen Zucker und
ein bis zwei g frischer Hefe (so genau kann ich nicht wiegen).
In den nächsten Laden getrabt und Sauerteig (Seitenbacher) gekauft und eine Mischung hergestellt aus
70 g Roggenmehl 1150,
70 g Wasser und
10 g flüssigem Sauerteig
und beides bei Küchentemperatur stehen lassen (recht warm ist es zur Zeit ja nicht).
Einen Tag später, genauer, nach 20 Stunden, habe ich die beiden Vorteige zusammengeführt und zum Teig ergänzt, also:
120 g Poolish
150 g Sauerteig
60 g Roggenmehl 1150
70 g Dinkelmehl 630
100 g Weizenmehl 550
2 gestrichene Tl Salz
ca. 5 g Hefe vom Würfel
90 g Wasser (ist mir reingerutscht, ich wollte nur 70 g)
später: 180 g Treber
Wie ich auf diese krummen Zahlen komme, kann ich nicht genau sagen: Auf jeden Fall wollte ich einen Mehlanteil von insgesamt 360 g, da ich 180 g Treber hatte.
Jetzt kommt rühren: 5 Minuten mit Knethaken. Dann kommt weiterrühren, um den Treber (zimmerwarm, also rechtzeitig aus dem Kühlschrank nehmen) einzuarbeiten, und dann kommt kneten, mindestens! 5 Minuten. Bei der Gelegenheit erschien mir der Teig dann doch deutlich zu feucht. Deshalb habe ich nochmal Weizenmehl dazugeschaufelt. Wieviel? Hm. 60 g? 80 g? (Das Drama kennen meine geneigten Leser ja schon vom Topfbrot.)
Der Teig klebte inzwischen kaum noch und durfte eine erste Runde gehen, eineinhalb Stunden mit einem Tuch über dem Kopf. Folgte einmal Stretch and Fold und eine zweite Runde Gehen, diesmal eine halbe Stunde. Noch einmal Stretch and Fold und weitere 20 Minuten Ruhe.
Der Ofen ist inzwischen auf 250 Grad aufgeheizt (das braucht fast eine halbe Stunde), mitsamt einem Pizzablech, auf das ich nun den Teigling gleiten lasse. Ich gieße ein Gläschen Wasser in den Backofen und stelle einen kleinen Topf mit kochendem Wasser dazu. Die Dampfdusche lässt das Brot beachtlich aufgehen.
Nach 20 Minuten stelle ich die Temperatur auf 200 Grad zurück, nach weiteren 35 Minuten nehme ich das Wassertöpfchen heraus, bepinsele das Brot mit Bier (wenn schon Treber, dann auch Bier) und lasse es weitere 10 Minuten in der Hitze. So richtig schön glänzt die Kruste noch nicht, also mache ich es, wie ich es noch von meiner Großmutter kenne. Die hätte natürlich nicht Bier, sondern Wasser genommen, also nehme ich diesmal auch Wasser: Ich wische mit einem nassen Tuch übers Brot und schiebe es noch einmal zurück in die Hitze. Den Ofen stelle ich schon mal aus, nach 5 Minuten öffne ich die Backofentüre, bewundere das Schätzchen und lass es im Ofen auskühlen.
Es ist zwar bei weitem nicht so dunkel wie das Templiner-Brauhaus-Brot, aber für Eltern ist das Neugeborene grundsätzlich wunderschön.
Jetzt heißt es warten. Wie lange ich das aushalte, weiß ich noch nicht. Nach dem Anschneiden gibt es das Foto.
Hier ist es.
Und gleich noch die Auswertung. Mit seinem Vorbild aus Potsdam hat mein Treberbrot wenig zu tun, außer dass es ebenso spelzig ist (ich mag das) und trocken schmeckt. So wie trockener Wein trocken schmeckt, also nicht sauer. Darauf bin ich stolz. Die Krume ist leicht und locker, trotzdem noch etwas saftig und nicht krümelig.
Ein paar hellere, feinere Streifen durchziehen das Brot. Nächstes Mal würde ich auf das Falten verzichten. Das habe ich diesmal nur gemacht, weil ich den Eindruck hatte, der Teig ist zu wenig geknetet.
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30. Juli 2011 at 19:41
Jetzt bin ich aber sehr gespannt auf den Anschnitt….
30. Juli 2011 at 20:22
Und ich erst!
30. Juli 2011 at 19:50
Sieht das gut aus! Ich nehme an, dafür muss ich nach Berlin kommen, Treber bekomme ich hier ganz bestimmt nicht.
30. Juli 2011 at 20:23
Wenn Du eine kleine Brauerei findest, die geben Treber ab. Nach Berlin kommen solltest Du trotzdem.
30. Juli 2011 at 19:59
Also, bild-schön ist es schon mal. Ich warte gespannt auf den Bericht über die inneren Werte.
31. Juli 2011 at 02:10
Sieht gut aus. Hmm, hier ist ja auch eine kleine Brauerei…
31. Juli 2011 at 11:50
Dann nichts wie hin.
31. Juli 2011 at 09:36
Und? Wie war der Anschnitt? Was kann man am besten drauf essen?
31. Juli 2011 at 12:12
Liebe Lakritze, Dich muss man zur Zeit wieder aus dem Spamkorb fischen.
Der Anschnitt ist zu besichtigen, und darauf essen kann man alles. Heute: mal Käse, mal Marmelade, am liebsten aber nur Butter.
31. Juli 2011 at 11:48
Nun ist es auch im Anschnitt zu sehen. Gefällt mir ganz gut. Ein Foto im Beitrag, und wer nicht nochmal klicken mag, hier ist auch eins.

31. Juli 2011 at 21:22
Oh … Sabber!
1. August 2011 at 10:53
Hört sich an wie ein ganz gesundes Brot. Wer hat das denn erfunden? Bestimmt eine Idee der Bierbrauer und Heimbrauer.
Das wird der nächste Schritt werden: selbstgebrautes Bier.
1. August 2011 at 12:04
So gesund, wie es sich anhört, schmeckt es nicht.
Und Bier muss man in der Hauptstadt nicht selber brauen. Es gibt so viele professionelle Hausbrauereien mit köstlichen Bieren.
12. August 2011 at 20:22
Sieht lecker aus! Ich verstehe gar nicht, warum die Streifen entstehen – das passiert nicht bei jedem Faltbrot… – es ist beeindruckend aufgegangen – zu was passt es? Solo mit Butter oder zu … selbst gemachtem Käse!!!!
12. August 2011 at 21:13
Naja, ich hatte schon sehr viel Mehl drumrum; wegen der Streifen, mein ich.
Es passt eigentlich zu allem. Deftig, aber auch süß. Selbstgemahter Käse (machst Du Käse selbst? Erzähl!) steht ihm sicher besonders gut.
Ih hab schon wieder Treber da, der auf den Ofen wartet – wenn er schon nicht ein Schweinchen fett machen darf.
13. August 2011 at 06:52
Selbst gemachter Käse erst, wenn ich in Rente bin ;)
15. August 2011 at 11:01
Zwei Treberbrote hab ich gestern gebacken: eins mit Weizenmehl und Weizensauerteig, eins mit überwiegend Roggenmehl. Beide würden sich gut mit selbstgemachtem Käse vertragen. Vielleicht solltest Du doch nicht bis zur Rente ;) warten.
2. September 2011 at 11:40
ich hab doch keine Zeit….
16. Oktober 2011 at 19:26
[…] machte ich den zweiten Versuch in Sachen Treberbrot, diesmal mit dem Treber vom Indian Pale Ale. […]