Kısır – Kisir
7. Mai 2011
Mindestens fünf verschiedene Zubereitungsarten für Getreidesalate haben in meinem Rezeptfundus überlebt, mal auf der Basis von Couscous, mal auf der Basis von Bulgur. Und keiner ähnelt dem anderen auch nur annähernd, auch wenn sie sich im Aussehen nicht groß unterscheiden. So nach und nach werden sie alle hier auftauchen.
Aus den Kommentaren zu meinem letzten Post habe ich erfahren, dass Taboulé nicht, wie ich dachte, immer aus Couscous gemacht wird, sondern häufig auch aus Bulgur (auch in nordafrikanischen Ländern, wo Bulgur dann meist Bourghoul heißt). Bulgur ist vorgegarte Hartweizengrütze, besteht also aus in Stückchen gebrochenen Körnern. Im Unterschied dazu besteht Couscous aus Hartweizengrieß, der angefeuchtet wird und mit Mehl zu kleinen Kügelchen verrieben. Er ist also eine Form der Pasta. Seit ich das weiß, wundere ich mich auch nicht mehr über die sardische Fregola.
Als nächster Getreidesalat, diesmal auch bei mir aus Bulgur, sei das türkische Kısır vorgestellt. Üblicherweise werden dazu Salatblätter serviert (z.B. vom Römersalat), in die man Löffelchen voll Kısır einrollt. Einer der wesentlichen Unterschiede zum Taboulé ist, dass kein Knoblauch darin vorkommt, wohl aber Frühlingszwiebeln. Und deshalb passt das Rezept auch gleich zum neuen Garten-Event des Gärtnerblogs im Mai.
Das besondere an diesem Rezept ist der Dill, die Geheimzutat einer türkischen Kısır-Meisterin, die auch Kreuzkümmel verwendet, was nicht unumstritten ist. Folgendes kommt in das Gericht (die Mengenangaben sind über den Daumen gepeilt):
250 g feiner Bulgur
Wasser
1 TL Salz
1 TL gemahlener Kreuzkümmel
1/2 TL scharfe Paprikaflocken (Pul Biber, bei mir Gochugaru)
Pfeffer
1 EL Paprikamark
1 EL Tomatenmark
1 Zitrone
4 EL Olivenöl
4 Tomaten
1 bis 2 Bund Petersilie
etwas Dill
4 Frühlingszwiebeln
Salatblätter nach Belieben
Bulgur in eine Schüssel füllen, mit Salz, Paprikaflocken und Kreuzkümmel mischen und mit wenig kochendem Wasser übergießen, gerade mal soviel, dass der Bulgur knapp bedeckt ist. 10 Minuten stehen lassen, dann mit einer Gabel auflockern oder mit den Händen zerkrümeln.
Paprika- und Tomatenmark untermischen, am besten geht auch das mit den Händen. Zitronensaft und Olivenöl unterrühren. Man kann auch die Paprikaflocken in erwärmtem Olivenöl ziehen lassen und das aromatisierte Öl zugeben. Dann kommen fein gewürfelte Tomaten (die ich extra salze), gehackte Petersilie und Dill dazu. Nachwürzen mit Pfeffer aus der Mühle, Kreuzkümmel und eventuell Salz.
Frühlingszwiebeln in Ringe schneiden, auch das Grüne, und dazugeben.
Bei mir durften diesmal auch diese prächtigen Cipollotti di Tropea mit in den Salat, die Frühlingszwiebeln der berühmten mild-süßen Tropeazwiebeln, die etwas schärfer sind als ihre ausgewachsenen Verwandten.
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7. Mai 2011 at 20:26
Ich weiger mich ja noch, so etwas wie den Gärtnerblog zu lesen. Klingt irgendwie nach Spießeridylle – und dazu bin ich viel zu alternativ, ha. DIY und Ackerpolka und so. Aber Du bist unerschrocken – Respekt.
Zwiebeln und Schalotten sind übrigens die ersten, die ihr Grün durch die Krume strecken. Bald gertraue ich mich bestimmt, zu fotografieren.
Ich mag Bulgur. Dein Rezept klingt nach viel Geschmack. Nach dem Paprikamark frage ich jetzt nicht (Habe ich davon nicht schon mal im Rahmen Eurer legendären Gulasch-Dogma-Diskussion gelesen?).
7. Mai 2011 at 23:10
Keine Angst, selbst Spießeridylle wäre nicht ansteckend.
Beim Gulasch vs. Pörkölt ging es um Piros Aranyi, das rote Gold aus der ungarischen Tube. Hier kommt Paprikapaste aus dem türkischen Glas zum Zug. (Die gibt es in süß und scharf, ich nehme die milde.)
Viel Glück für Deine Pflanzenzucht.
8. Mai 2011 at 11:26
Hmm, Tropea-Zwiebelchen, wie schön!
8. Mai 2011 at 17:28
Liest sich ebenfalls sehr schmackhaft…
Bulgur oder Couscous sind bei mir sehr oft die Grundzutaten für Mitbringsel zum Grillen.
Wo hast du diese wunderbare rote Frühlingszwiebel her?
9. Mai 2011 at 12:33
Die gab es in den letzten Wochen bei großen Edeka-Märkten, vielleicht auch bei Reichelt.
8. Mai 2011 at 18:13
Schönes Gericht, der Name ein Gedicht. Toll die Tropea-Zwiebeln, wo bekommst Du und die türkischen Köche die nur so schnell her?
9. Mai 2011 at 12:35
Schnell stimmt. Bei Edeka. Die türkischen Köche nehmen lieber weiße Frühlingszwiebeln.
8. Mai 2011 at 21:41
Ich probiere diese ganzen Salate jetzt einfach nach der Reihe aus.
9. Mai 2011 at 12:35
Da kommen noch mehr.
8. Mai 2011 at 23:40
Meine Cipollotti sind schon deutlich ausgewachsener, was den Geschmacksunterschied erklären könnte – meiner war nicht schärfer als die fertigen Zwiebeln. Prächtig sehen Deine Frühlingszwiebeln aus! :-) Und der Salat auch. Ich hätte da auch einen Bulgur-Salat im Programm, den ich dann ja eigentlich mal machen und dann bloggen könnte.
9. Mai 2011 at 12:37
Ja doch, mach mal, Couscous- und Bulgursalate kann man gar nicht genug haben.
9. Mai 2011 at 17:12
Na ja, irgendwann ist es auch genug mit dem Salat. Versuche doch ein marokkanisches CousCous gedämpft, mit Gemüse oder Meeresfrüchten.
9. Mai 2011 at 19:24
Eine Couscous-Paella oder ein Bulgurotto. :-)
9. Mai 2011 at 23:58
Also kommt doch noch mein Lieblings-Bulgursalat zum Zug. Im Sommer hervorragend und ich sehe, wir weichen beide auf Gochugaru aus.
Ich liebe es den schlonzigen Salat mit den Händen richtig zu bearbeiten – war der Tipp meiner türkischen Quelle.
10. Mai 2011 at 09:31
Bulgur bei mir immer nur vom Dinkel, den finde ich viel aromatischer. Und die Tropeas sind schon richtig schöne Hingucker, aber – zumindest bei uns – unverhältnismässig teuer.
22. Mai 2011 at 07:59
Unverhältnismäßig teuer sind sie bei uns auch, die Tropeas. Aber halt auch sehr gut.
21. Mai 2011 at 20:36
So … oder so ähnlich hab ich das jetzt gemacht. Paprikamark durfte ich nicht nehmen, wegen Paprikaunverträglichkeit der Nachbarin, statt dessen kam ein Löffel Paradeispesto dazu. Auch gut. Frühlingszwiebel hab ich keine bekommen (es war wie verhext aber auch! Überall aus), also Schalotten. Und dann noch 2 Feldgürkchen dazu. Und – gewagt, ich weiß – ein paar kleingehackte Radieschen.
Serviert auf Chicoreeblättern.
Nachbar Nummer 1 hats geschmeckt. Zumindest hab ich das mal so gedeutet, als er von Geschmacksexplosionen sprach. ^^
Der Rest der Meute folgt erst noch, wir werden sehen …
22. Mai 2011 at 08:06
Kreativer Umgang mit dem guten Bröselsalat, Kompliment! Der Rest der Meute kann sich freuen.
23. Mai 2011 at 12:44
… hat sich gefreut. Die ganze große Schüssel war in 0,nix geleert. Danke für die Inspiration!
7. Juni 2011 at 22:36
Also ich back ja jetzt. Also wünsch ich mir als nächstes… hm… einen dollen Brotaufstrich.
Best
dee(va)
8. Juni 2011 at 11:12
Wie schön, Dich hier zu finden, o dee. Ich überleg mir was für auf Deine Brote, nur nicht gleich. Das einzige Brot, das ich backe, ist das idiotensichere hier.