Pasta mit Pesto, Bohnen und Kartoffeln
25. Juli 2010
Tausendmal gelesen, Pestorezepte, und: langweilig, denke ich immer wieder, wenn ich Pasta mit Pesto auf der Karte sehe. Und bin jedesmal überrascht, wie unvergleichlich gut Pesto schmecken kann.
Da das Basilikum auf der Fensterbank sehr ins Kraut geschossen ist, erbarme ich mich seiner und pflücke die großen Blätter ab, damit die nachwachsenden kleinen etwas mehr Entfaltungsmöglichkeiten bekommen. Am liebsten mag ich ja das kleinblättrige Basilikum, das wie allerliebste Bonsai-Bäumchen wächst und viel feiner duftet. Ich kenne es vor allem aus Frankreich. Manchmal wird es am Pflanzenstand angeboten, aber sehr frühreif, und so unterentwickelt, wie es in seiner Treibhauskinderstube nur aufwachsen kann, hält es dem Leben draußen nicht lange stand – selbst wenn ich es sofort umpflanze und mit aller Hingabe hege und hätschle und pflege. Also gibt es wieder mal nur das gröbere großblättrige, fragt mich nicht, welche Sorte genau es ist.
Vier große Hände voll Basilikumblätter harren schließlich ihrer Verwendung.
Lange Vorrede. Heute gibt es Pasta mit Pesto alla Genovese. Warum? Steht in der Vorrede.
Hier das Rezept:
Den Parmesankäse (60 bis 80 g in etwa hatte ich noch da, Pecorino leider keinen) reiben oder in etwas Moulinette-artigem schreddern. Das Basilikum zusammen mit vier oder fünf kleineren Knoblauchzehen kleinhäckseln, wenig salzen, zwei Esslöffel Pinienkerne dazugeben und untermixen. (Die Mühe, das ganze im Mörser zu bewerkstelligen, mache ich mir schon lange nicht mehr.) Jetzt kommt der geriebene Käse dazu und Olivenöl, und alle Bestandteile werden durchgerührt.
Grüne Bohnen putzen, am liebsten lange, sehr dünne „Schnürsenkelbohnen“, eine große oder zwei kleine Kartoffeln schälen und in Würfel von 1 bis 2 cm Kantenlänge schneiden.
Viel kochendes Wasser üppig salzen, dann erst eine Handvoll grüne Bohnen und, wenn das Wasser wieder kocht, eine halbe Packung Linguine, dann, nach weiteren zwei Minuten, die Kartoffelwürfel ins Wasser werfen. De-Cecco-Linguine brauchen laut Packungsangabe 11 Minuten. Ich probierte nach zehn Minuten, da hatten sie noch einen weißen Kern. Elf Minuten sind schon genau richtig.
Alles abgießen und in einer warmen Schüssel mit dem Pesto (unter den ich das erste Mal ein paar Löffel vom Nudelkochwasser gerührt habe, das machte ihn geschmeidiger) vermischen. So geht es eigentlich; bei uns hat jedeR im eigenen Teller gerührt. Wer mag, kann das Ganze noch mit Käse bestreuen oder mit Öl beträufeln.
Drei Anmerkungen:
– Im Originalrezept gehören zwei Drittel Parmesan, ein Drittel sardischer Pecorino in den Pesto. Das schmeckt schon noch einmal anders: schärfer, herber, tiefer.
– Das Öl sollte natürlich – wie das ganze Gericht – aus Ligurien stammen, solches hatte ich aber nicht da. Unser apulisches (aus Cima di Bitonto-Oliven) ist eindeutig zu stark dafür, also nahm ich toskanisches, das sich ausreichend einfügte.
– Mit dem Knoblauch ist es eine schwierige Sache. Normalerweise bekommt man riesige Knollen, meist aus China, Frankreich oder Argentinien, die eins gemeinsam haben, dass sie einen penetrant muffigen Unterton haben. Der Knoblauch, den mein Vater in geringen Mengen neben seinem Bienenhaus anbaute, roch (und schmeckte) pur und frisch. Seitdem bin ich auf der Suche nach gutem Knoblauch. Glück ist, wenn auf einem der Markstände ein Brandenburger Bauer doch wieder einmal versucht hat, eigenen Knoblauch zu ziehen. Die meisten geben es schnell wieder auf, weil die Knollen ziemlich mickrig bleiben und selbst von Bio-Fans links liegen gelassen werden. Meine inständige Bitte an Brandenburgs Landwirte: Lasst euch nicht entmutigen, baut Knoblauch an!
25. Juli 2010 at 17:35
Pasta und Kartoffeln hört sich gut an. Meistens gibt es entweder oder. Aber diese Idee ist ganz gut.
Dazu noch Pecorino.
Du holst wieder die guten Sachen hervor.
25. Juli 2010 at 18:52
In Italien wird häufig die eine Sorte Kohlehydrat mit der anderen kombiniert. Im Süden Pasta und Kartoffeln (pasta e patate; auch schon mal mit vongole) oder mit Kichererbsen (pasta e ceci; gewürzt nur mit Rosmarin, Knoblauch, Salz und Olivenöl), im Norden mit Bohnen (pasta e fagioli habe ich am allerallerbesten mal in Padua gegessen). Und eine Spezialität aus Bari ist Reis, Kartoffeln und Miesmuscheln: riso, patate e cozze. Wie gern hätte ich, dass Giuseppe mir das noch einmal kocht.
25. Juli 2010 at 23:17
Möglichkeiten für diesen Sommer –!
Und Knoblauch: Es gibt südfranzösischen, der duftet zum Anbeißen. Natürlich weiß ich nicht, wie er heißt, und ich sehe ihn auch nicht oft. Aber: es gibt ihn.
27. Juli 2010 at 16:38
Leckerer Kohlehydrate-Mix. Der Name trägt sofort in den Süden.
27. Juli 2010 at 17:47
Das mit dem Süden ist relativ. Aber da Ligurien fast noch Bayern ist … und Bayern liegt schließlich im Süden.
1. August 2010 at 20:35
Herrliches Rezept! Tintenfisch mit Kartoffeln. Schmeckt köstlich.
1. August 2010 at 21:47
Dann nichts wie her mit dem Rezept, Monsieur Lenz.
1. August 2010 at 23:25
Natürlich meinte ich mit „herrlich“ dein Rezept. Tintenfisch mit Kartoffeln ist nur eine Vorspeise, bei dem man in Ligurien (vielleicht auch anderswo) dem Tintenfisch Kartoffeln dazugibt.
10. August 2010 at 10:53
Gerade ist mir das Rezept für dich über den Weg gekommen: Polpo alla Ligure.
2. August 2010 at 11:09
Danke :-). Ligurien – ich erinnere mich an deine wunderbare Restaurantserie bei Qype. Und mit dem Tintenfisch bringst du mich auf ein weiteres ligurisches Lieblingsgericht: Baccalà mit Kartoffeln in Form von Ragout.
2. August 2010 at 13:12
Baccalà ist doch Stockfisch? Dieses Ragout stelle ich mir appetitlich vor. Ich habe es aber meiner Erinnerung nach noch nie gegessen.