Das Wort für heute: Bürgerablage
12. März 2010
Bürgerablage, die
Da dacht ich mir, schreib ich mal einen ganz kurzen Artikel, einen in einem einzigen Satz: Die Bürgerablage ist eine Badestelle an der Oberhavel.
Mehr braucht’s eigentlich nicht, dachte ich. Denn, wie schön der Name ist, kann jeder selber lesen; dass die Wasserqualität im letzten Jahr gut war, interessiert heuer vermutlich eh keinen mehr, Anfang Februar schon gar nicht; und wie man hinkommt, sieht man auf der Website der DLRG. Und da sieht man dann auch gleich, dass es eine Wasserrettung gibt an der Bürgerablage.
Jetzt hab ich aber dummerweise zu lesen angefangen bei der DLRG, und gleich auch noch beim Wasserrettungsdienst des Arbeitersamariterbundes. Die sind nämlich beide für die Bürgerablage zuständig und mussten sich seit 1956 eine Bretterbude teilen, mit einer Querwand in der Mitte. Hälftige Teilung.
Die Grenze war übrigens auch gleich daneben, nur ein paar Schritte nach Norden. Die Grenze zum Osten mein ich. Jetzt ist es ja nur noch die zu Brandenburg.
Ich bin mir jetzt wirklich nicht sicher, ob sie sich vertragen haben, die von der DLRG und die vom ASB. Auf jeden Fall haben sie dieselbe Telefonnummer: 335 44 88. Aber auf den Fotos von den einen sind die anderen nicht mit drauf. Und wie das heute ist, weiß ich auch nicht genau. Ob die einen zum Beispiel den 16 Fuß-Crestliner mit dem 135 PS-Inborder von den anderen fahren dürfen? Im Notfall? Wenn ein Schwimmer angerufen hat! Oder ein havariertes Segelboot (Rufzeichen: Pelikan 36, nicht mehr wie früher Adler 36)!
Aber die einen untereinander haben sich wohl schon vertragen, wenn man dem Chronisten glauben darf: „… als Heiratsschmiede hat sich die WRS Bürgerablage von jeher bewährt. Ende der 50er Jahre waren die Kameraden Horst Baum und Inge Fels die Ersten, die sich auf der Station kennenlernten und heirateten. Seitdem haben sie eine ganze Anzahl von Nachfolgern gefunden.“ Herzlichen Glückwunsch!
Unbedingt empfohlen die Website!
Was mich mal wieder besonders reizt an diesem Ort (das kann ich ja jetzt auch noch hinzuschreiben, wo es schon nicht bei dem einen Satz geblieben ist): In unmittelbarer Nähe rumpeln die Förderbänder und schütten Kohle ins Kraftwerk Oberhavel.
PS: Tja, ich war ne Weile nicht in der Stadt: Jetzt rumpeln da nur noch die Abrissbirnen.
PPS: First there is a mountain, then there is no mountain, then there is … a Caterpillar … Alles weg, kein Kraftwerk mehr.
PPPS: Dieser Text ist ursprünglich für Qype geschrieben und dort seit dem 7. Februar 2007 zu lesen.
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Schlagwörter: bürgerablage, himmel, kraftwerk, lagern, oberhavel, peripherie, retten, rufzeichen, sand, schubverband, wasser
12. März 2010 at 19:57
„Seitdem haben sie eine ganze Anzahl von Nachfolgern gefunden.”
Ein Schelm wer Böses dabei denkt, Nachfolger „gefunden“
13. März 2010 at 11:18
Wieso habe ich als erstes an Rathäuser gedacht beim Lesen des Wortes? Eine schöne Story aus einer mir ganz unbekannten Gegend. Danke dafür.
13. März 2010 at 16:49
Dabei haben wir uns kennengelernt: Ost-West-West-Ost, Nord, der Bürger ist am Ort.
13. März 2010 at 17:20
Dann sind das deine Kommentare, die auf Qype fehlen? Wie schade.
Und jetzt gehst du da Barsche jagen?
15. März 2010 at 13:30
Schön, daß es noch Orte gibt, wo man den Bürger mal ablegen kann.
15. März 2010 at 17:43
Wobei Karus Version, den Bürger im Rathaus abzulegen, nicht die schlechteste ist. Interessant ist halt, was darunter steckt, unter dem Bürger. Ein kleiner Bürger?
17. März 2010 at 09:55
Oh je und wie habe ich mir das vorzustellen im Rathaus, meine ich? Liegen die da alle auf den Fluren rum? Oder sind das spezielle Ablageräume? Immer wieder schön, Deine Texte zu lesen, liebe Frau Evenaar.
18. März 2010 at 22:17
Und wenn die Bürger dann gut abgelegt sind, was dann? Zartes Bürgerfleisch?
19. März 2010 at 15:43
Abhängen geht auch in der Ablage. Abhängen oder gut abhängen lassen? Das ist dann die nächste Frage.
19. März 2010 at 16:19
Tja, die aktiv passiv Frage…
Überlass ich mein Schicksal jemand anderen, hab weniger Arbeit, aber auch weniger Einflußnahme? Und was wenn der Abhängprofi mich viel mehr Abhängerfahrung besitzt als ich, die ich in meinem Selbstbestimmungswahn nur im Abhängpfusch enden würde? Ein weit übertragbares Thema…
19. März 2010 at 16:51
Und ich dachte bei Abhängen gleich wieder an Essen.