Das Wort für heute: Heringspaternoster
9. März 2010
der Heringspaternoster, ein System.
Was der Dohnenstrich auf dem Boden bzw. in luftiger Höhe, ist der Heringspaternoster im Wasser. Weniger spektakulär als der Dorschknaller lockt der Heringspaternoster mit perlmuttfarben changierendem Glanz z.B. den zarten Stint – der Makrelenpaternoster die fette Makrele … und so weiter.
Wie die meisten Angelbedarfsobjekte ist er ein hübsches, doch – auch mittelbar – gefährliches Gerät. (Wer schon einmal versucht hat, einer jammernd am Kai herumstreunenden Katze den Haken aus dem Mundwinkel zu entfernen, wird wissen, dass er umgehend selbst ärztlicher Betreuung bedarf.)
Meist fünf mit Springerarmen an der Hauptleine befestigte Kreishaken schwingen über einem Heringsblei, das vertikale Stabilität schafft. Wahlweise mit echter Fischhaut oder Fischhautimitation versehen und mit Goldhaken, Glitzerfliegen oder Fluoperlen ausgestattet, manchmal Krillkrebschen nachgebildet, manchmal Insekten, manchmal flügel-, manchmal pfeilförmig ausgeführt, hat er immer bunte Anteile und häufig diesen unwiderstehlichen Perlmuttschimmer. Enthusiasten binden sich ihre Paternoster selbst. Nicht jedoch solche Heringsvorfachexperten, die, wie folgender Erfahrungsbericht bezeugt, vollauf mit ihren käuflich erworbenen Paternostern zufrieden sind: „Die Haken sind schön klein und scharf und greifen daher auch in den Mäulern von etwas scheueren Fischen noch sehr gut.“
Statt den unzähligen zum Laichen flußaufstrebenden Fischen bei ihrem kräftezehrenden Unterfangen behilflich zu sein (zu lernen wäre von den Paternostern in einzelnen Berliner Finanzämtern), nutzt hier der Paternosterbesitzer schamlos seine Macht aus. Mit Glück hängt dann an jedem der fünf Haken ein lecker Fischlein.
Private Randnotiz: Nie habe ich gewagt, die ganze Runde Paternoster zu fahren, oben rum und unten rum. Die Zeit wird knapp, ehe sie ganz aussterben.
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Schlagwörter: hering, ohne pose, paternoster, stint, vorfach
9. März 2010 at 11:55
Is ja echt Schweinkram!
Und ich dachte, es wäre so was wie eine Lachs-treppe.
9. März 2010 at 12:02
Dachte ich auch. Oder sowas wie die Schleusenumgehungen in kanalisierten Flüssen. Denkste, Angler – kein Latein.
9. März 2010 at 13:31
Das Wort kannte ich nicht, auch nicht die Methode, obwohl mit einem Angler liiert, der aber zum Glück keine Heringe mag.
9. März 2010 at 13:38
Heringhasser wohl. Auch keine Makrelen? Frag ihn mal nach „Vorfach“.
9. März 2010 at 14:19
Ich fahre mit keinem Paternoster mehr. Wer weiß, ob da nicht auch irgendwo ein böser Paternosterbesitzer sein Unwesen treibt.
9. März 2010 at 14:22
Macht euch die Erde untertan – und Himmel und Meer! Warum also nicht auch den Paternoster?
9. März 2010 at 14:35
Im Finanzamt hängen sie, so hörte ich, vor der obersten Etage am Farbkopierer hergestellte 100-Euro-Scheine auf. Und dann zappelt, schwupps, der Gierige am Haken.
9. März 2010 at 14:49
Damit stehen zur Wahl: „arm und gierig“ vs. „arm und sexy“.
PS: Danke für das Wortgeschenk, Herr Hotzenplinker. Hat zwar nur Arbeit gemacht, aber Geschenk ist Geschenk.
9. März 2010 at 15:04
Wenigstens merkt man davon beim Lesen nix, dass es Mühe machte. Passte einfach zu gut ins Afrapedia.
(Paste und Elaste?)
9. März 2010 at 15:10
(… aus Schkopau! Leider demontiert.)
Dann merkt man wohl den Spaß dabei.
11. März 2010 at 22:33
Aber den Stinthengst fangt ihr bitte nicht mit eurem Heringspaternoster, der wird in Mikołajki noch gebraucht, um Wünsche zu erfüllen.
13. März 2010 at 17:04
Mit dem Hersteller (Cormoran und Daiwa-Cormoran) der oben beschriebenen Angelhaken hat der Kormoran nichts zu tun.
Wir Kormorane fangen durch tauchen und jagen.
Die Angler sollten sich für diese „Schlepphakenfischerei“ schämen.
13. März 2010 at 17:23
Gut recherchiert, den Cormoran-Vertreiber. Steht dir gut, deine Empörung.