Das Wort für heute: Wiesencurriculum
10. September 2009
Das Wiesencurriculum.
Im Wiesencurriculum laufen die größeren Kinder der Wiesengrasmücke auf lichtgelben Füßen mit einer Laufweite von zwölf Punkt auf und nieder, immer wieder, ohne Einzug immer wieder, bis ihre Laufbewegung in eine Kreisbahn mündet.
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Posted by Afra Evenaar
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Schlagwörter: bastardnachtigall, curruca, feigenfresser, gesperbert, grauschlüpfer, hahnrei, hermeneutischer zirkel, klapplockruf, klosterwenzel, kuckucksopfer, laubsänger, müllerchen, schwarzgrauer fliegenfänger, stubenvogel, sylvia, wirken und weben
17 Comments » Filed in Orte, Sammelleidenschaften, Sammelwörter, Sonntagsausflüge, Strukturen
Schlagwörter: bastardnachtigall, curruca, feigenfresser, gesperbert, grauschlüpfer, hahnrei, hermeneutischer zirkel, klapplockruf, klosterwenzel, kuckucksopfer, laubsänger, müllerchen, schwarzgrauer fliegenfänger, stubenvogel, sylvia, wirken und weben
11. September 2009 at 07:31
Kreisbahn? Oweh. Das wirft ein ganz neues Licht auf curriculum vitæ.
(Aber das Wiesencurriculum, wo hast Du denn das gefunden?)
11. September 2009 at 10:52
Das muss ich wohl geträumt haben. Ich bin damit aufgewacht, und dann bin ich es nicht mehr losgeworden.
Und nicht einmal die Wiesengrasmücke habe ich gefunden, nur eine mit dunkelgrauen Mondflecken gesperberte und den Klosterwenzel, der am schönsten singt, wenn er aus Fichtenwäldern des Gebirges stammt. Nachzulesen auf Seite 7630 in Meyers Konversationslexikon 1888, Band 7.
11. September 2009 at 12:45
Es gibt Schulen die machen das auf Streuobstwiesen. Ziegen angepflockt auf dem Rasen und Bayern auf dem Oktoberfest: „oberste Stufe des Wiesencurriculum“.
11. September 2009 at 13:15
Das mit den Ziegen hab ich auch schon gehört, vor allem in der Jahreszeit der Wiesenkreise, für die besonders Kormoranbuchten anfällig sind.
11. September 2009 at 18:47
Da freut sich der spitzschnabelige Ziegenmelker, Nur der hermeneutische Zirkel verwirrt in diesem Fall den gelernten Hochgeschwindigkeitshermeneutiker Kraska, MA.
12. September 2009 at 10:07
Als ich mit diesem unsäglichen Wort im Sinn aus tiefen Träumen tauchte, war noch alles klar, zwangsläufig und von fragloser Wahrheit. Auch die Hermeneutik im Spiel. Sonnenklar. Im Laufe der ersten Wachstunden verlor sich allerdings so nach und nach einiges an Zusammenhang, an Notwendigkeit, ja selbst an ästhetischem Reiz, so dass ich heute auf deine Frage nur noch ganz allgemein antworten kann:
Sind wir nicht immer und überall, warum also nicht auch auf Wiesen und in Wäldern, zwischen Ziegen, Kreisgängern, (Gras-)Mücken und Curricula gehalten, jedes Instrument und jede Methode, und seien sie zirkulär, spiralförmig, rekursiv oder gewunden (ich schweife ab), in den Ring zu werfen, die beitragen können, uns aus den Fängen des stets und überall lauernden (also auch auf Wiesen, in Wäldern, zwischen Ziegen …) Historismus zu befreien? Und wonach verlangt unsere hermeneutisch verfasste Existenz mehr als nach … du sagst es … der Überführung des Zirkels in die Spirale?
Ich bin wohlgemut und guter Dinge, wenn ich mir vorstelle, auch für die kleineren und größeren Kinder der Wiesengrasmücke wird es einen Ausweg aus dem
KreuzwegKreislauf geben.13. September 2009 at 16:55
Extrakurrikulär: Habe mich schwer in den Meyer verliebt. Die Dorngrasmücke etwa »singt angenehm, wird aber seltener im Käfig gehalten.« Ein dreifach Hach!
13. September 2009 at 18:58
Ich gehe davon aus, du trägst dich nicht mit dem Gedanken, einem eventuellen Stubentiger in deinem Haushalt einen Stubenvogel zuzugesellen.
13. September 2009 at 21:17
Stubengetier liegt mir fern! Aber einen Meyer, muß ja nicht der von 1888 sein, den würde ich meinem Inventar ohne Zögern einverleiben.
14. September 2009 at 13:05
Doch, ich glaube, es sollte schon der von 1888 sein. Schon 1905 hat die Sperbergrasmücke zwar noch dunkelgraue Mondflecken, ist aber nicht mehr mit ihnen (bzw. durch sie) gesperbert.
Vielleicht solltest du aber auch im Pierer nachschauen. Darin erfuhr ich von der geschwätzigen Grasmücke namens Müllerchen und von der Pfriemenschnäbligkeit derselben und von lichtblauen Füßen und schmalteblauen Kehlen, von Weichen und Rücken mit rostgelbem Anflug, von Dornsträuchern und Brombeergebüsch und von einer, die „frißt Raupen, auch Kirschen, immer dazu singend“.
Gefunden gemeinfrei bei Zeno: Pierer’s (sic) Universal-Lexikon, Altenburg, 1857 bis 1865, und darin die bunte Grasmückenwelt – zwar mit OCR-typischen kleinen Macken, aber dafür mit Faksimiles.
14. September 2009 at 15:50
Hermeneuten auf großer Fahrt in den Wiesengrund! Aber was gadamert denn da im abendlich lichtblauen Gezweig? Ist das nicht der pfriemenschnäblige Dompfaff oder Bücherfink, der Wahrheit und Methode mit Löffeln fraß, immer dazu schreibend? Warum sollen wir uns denn vom Historismus befreien? Wer habermast sich denn sowas an? Das lacan man so nicht stehen lassen! Da heideggere ich lieber in meinem Garten den Wildwuchs des Seins, als daß ich der curriculären Spur der grauen Bücherwurmlarve folge! Hinaus ins Offene, Freund! (Hölderlin) Und dort laßt tausend Wiesenblumen blühen, wie sie wollen, je nach evolutionär herausgemendeltem Phänotyp und naturhistorischer Relativität!
14. September 2009 at 16:23
Nur die Harten kommen inn Garten. Leider.
14. September 2009 at 20:20
Die Harten „gehen“ in den Garten!
Hermeneuten „suchen“ die Mitte im Heidegger.
Ein Kreisgespräch macht noch lange keinen Wiesenkreis und schon gar nicht ein Wiesencurriculum.
14. September 2009 at 23:47
Ich glaube, das Gespräch dreht sich im Kreis, im Zirkel, im Kornkreis, im … ja! doch! Wesenlosen! – Ich hab den Faden verloren, bin seiner verlustig gegangen, hab mich ver-lustig gemacht und bin aus der hermeneutischen Deutungskurve getragen. Was noch mal, ver, verehrte Frau Ef, Eph, Evenaar, hatten sie genau gemeint? Oder geträumt? Die Wortstrickliesl macht mich noch ganz wirrrrrrr….
15. September 2009 at 00:25
Aber Sie haben sie doch, die Antwort, Magister Kraska: „Hinaus ins Offene, Freund!“, und alles wird gut. Und lassen Sie sich bloß nicht von Vögeln bange machen, bitte.
Jetzt im Ernst, ich freue mich diebisch, dass die Worte allmählich ins Trudeln kommen.
15. September 2009 at 10:38
Welch herrliche Verbal-Ekstase wird auf dieser Wiese betrieben.
Ich fühle mich an einige Zeilen aus dem Jahr 1905 (knapp vorbei am Dreikaiserjahr 1888)erinnert: Laß die Moleküle rasen, was sie auch zusammenknobeln! Laß das Tüfteln, laß das Hobeln, heilig halte die Ekstasen!
(Morgenstern)
15. September 2009 at 18:33
Da bedanke ich mich ganz schnell und heftig im Namen aller Kommentatoren für die Ehre, die du uns zuteil werden lässt.